1930 Rodtschenko

Aus Fotozitate
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1930 Rodtschenko Zitat und Originalbild.PNG
Ein Projekt von Prof. Dr. Dr. Alexander Moutchnik, Hochschule RheinMain, Wiesbaden

Fotozitat

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Das Zitat wurde am Campus Kurt-Schumacher-Ring der Hochschule Rhein Main in Wiesbaden erstellt. Hierbei wird eine Studentin vollbepackt mit einem schweren Rucksack und einem Beutel voller Bücher beim Aufsteigen zum Campus gezeigt. Die Studentin hält sichtbar ein Buch über Rodtschenko, wodurch sich ein Zitat in einem Zitat ergibt. Der Hochschulbezug ist nicht nur durch die Location gegeben, sondern auch die Verwendung einen Hochschulbeutels mit Logo. Durch das schräge Fotografieren der laufenden Studentin sowie die starke Sonneneinstrahlung und dem daraus resultierenden starken Schlagschatten entsteht eine Fotografie nach der Rodtschenko-Art.

Originalfoto

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Besitznachweise

  • © Estate of Alexander Rodchenko / RAO, Moscow / Licensed by VAGA at ARS, New York; San Francisco Museum of Modern Art[1]

Beschreibung

Auf der Fotografie sieht man eine junge Frau mit Kind eine Treppe in Moskau hochlaufen. Das Foto ist schräg und von oben aufgenommen, was dem Bild eine neue Art Perspektive gibt. Durch die starke Sonneneinstrahlung und die besonders gewählte Perspektive entsteht ein starker Schlagschatten, welches der Fotografie neben der ungewöhnlichen Perspektive noch einen weiteren besonderen Moment im Bild vergibt. Vermeintlich einfache Motive, alltägliche Dinge, zeigte Rodtschenko in einer neuen Perspektive.[2]

Fotograf

Alexander Rodtschenko (1891-1956) gilt als einer der bekanntesten Fotografen im Bereich der ausgefallenen Perspektiven und als einer der bedeutendsten Persönlichkeiten des Produktivismus und Konstruktivismus Geboren in Sankt Petersburg, zog der Fotograf 1914 nach Moskau, wo er seine Zeit hauptsächlich verbrachte und Kontakt zu weiteren Kunstschaffenden aufbaute.[3] Im Laufe seines Lebens widmete sich der Künstler verschiedenen Kunstformen. Während der russischen Revolution nutze Rodtschenko seine künstlerischen Talente für die Zwecke der futuristischen und konstruktivistischen Bewegung und gestaltete Buchcover und Poster. [4] Seinen Durchbruch erlangte er durch Fotokollagen zu Wladimir Majakowskis Gedicht „Pro Eto“ (dt. "Darüber") und ab 1926 widmete er sich hauptsächlich der Fotografie des Neuen Sehens.[5] Rodtschenko starb 1956 in Moskau, bis zum Ende seines Lebens widmete er sich dem künstlerischen Schaffen.[6]

Hintergrund und Entstehung

Nach der Oktoberrevolution 1917 sah sich Rodtschenko berufen dazu, seiner Leidenschaft nachzugehen und Künstler zu werden. Gefordert war eine neue Art von „Arbeiter-Künstler“, welcher auch in der Künstlerszene eine neue Zeit anschlägt. Die Fotografie hat sich als die „adäquateste Reaktion auf den immer dynamisch werdenden Pulsschlag des Maschinenzeitalters“ da sie eine neue Sichtweise auf die Welt erlaubt und den Wandel zum sog. „Neuen Menschen“ entsprechend darstellen konnte.[7]

Analyse

Die Interpretation hinter der Fotografie ist vielfältig. Rodtschenko zeichnet sich in seinem Stil durch die bewusste Anwendung des im Konstruktivismus angewendete Formbewusstsein aus. Oft städtische Motive wie Treppen, Gitter, Balkonen und Leitungen werden durch extreme Perspektiven so verstellt, dass ein komplett neues räumliches Verständnis entsteht.[8] Durch die Darstellung von alltäglichen Dingen in einem ungewöhnlichen Kontext hat er Kritik erhalten,[9] hob sich aber gleichermaßen von seinen Zeitgenossen ab und schuf den Kontext einer neuen Welt in der neuen Ära der russischen Gesellschaft. Ein möglicher Interpretationsansatz ist die Hommage an den russischen Film "Panzerkreuzer Potemkin". In einer der Schlüsselszenen sieht man eine Meute an Zivilisten angsterfüllt und panisch eine Treppe in Odessa runterrennen, einzelne Personen fallen bereits tot um. Dabei entgleitet einer verletzten Kinderschwester der Kinderwagen und trudelt, ohne aufgehalten zu werden, hinunter. Die Fotografie von Rodtschenko zeigt mit einer gegenteiligen Szene, einer hochlaufenden Mutter mit Kind, eine neue Perspektive in der Zeit nach der Revolution und einer schwierigen Zeit für die russische Bevölkerung. In diesem Kontext zeigt Rodtschenko eine hoffnungsvollen Bildausschnitt.[10][11]

Wirkung und Rezeption

alternative Beschreibung
© Prof. Dr. Dr. Alexander Moutchnik
Projekt "Fotozitate" (2021)

Rodtschenko wurde zu seiner Zeit Formalismus vorgeworfen. Durch seine neuartige Perspektivendarstellung und nicht-Einhalten von gängigen Methoden litt er unter dem sozialistischem Realismus und somit unter der Aberkennung der avantgardistischen Züge seiner Kunst.[12] Drei Jahre nach Entstehung der Fotografie wurde das Bild als Postkarte vom sowjetischen Verlagshaus IZOGIZ herausgegeben.[13]

Auktionspreise

  • 1.800 EUR bei HermitageFineArt (11,7 x 16,7 cm)[14]

Zitate über das Originalfoto

„Anstatt die Vielfalt nützlicher Aufgaben zu untersuchen, vor der die Photographie steht, interessiert sich Rodtschenko nur für ihre ästhetische Funktion und reduziert die ganze Aufgabe der Photographie auf eine Umerziehung zu einem neuen Geschmack.“ Nowy LEF 1928[15]

Zitate von Alexander Rodtschenko

„Um den Menschen zu einer neuen Sehnsucht zu erziehen, müssen ihm vertraute Alltagsgegenstände mit völlig unerwarteten Perspektiven und in unerwarteten Situationen gezeigt werden. Neue Gegenstände sollten von verschiedenen Seiten dargestellt werden, um einen vollständigen Eindruck des Gegenstandes zu vermitteln. In order to educate man to a new longing, everyday familiar objects must be shown to him with totally unexpected perspectives and in unexpected situations. New objects should be depicted from different sides in order to provide a complete impression of the object. Alexander Rodtschenko[16]

„Man muss mehrere verschiedene Aufnahmen von einem Thema machen, aus verschiedenen Blickwinkeln und in verschiedenen Situationen, so als ob man es in der Runde betrachtet und nicht immer wieder durch dasselbe Schlüsselloch schaut. One has to take several different shots of a subject , from different points of view and in different situations, as if one examined it in the round rather than looked through the same keyhole again and again. Alexander Rodtschenko[17]

„Ich möchte einige ganz unglaubliche Fotografien machen, die noch nie zuvor gemacht wurden... Bilder, die einfach und komplex zugleich sind, die die Menschen in Erstaunen versetzen und überwältigen werden... Das muss ich erreichen, damit die Fotografie beginnen kann, als eine Form der Kunst betrachtet zu werden. I want to take some quite incredible photographs that have never been taken before… pictures which are simple and complex at the same time, which will amaze and overwhelm people… I must achieve this so that photography can begin to be considered a form oft art. Alexander Rodtschenko[18]

„Wir müssen unsere optische Wahrnehmung revolutionieren. Wir müssen den Schleier von unseren Augen entfernen. We must revolutionize our optical perception. We must remove the veil from our eyes. Alexander Rodtschenko[19]

Literatur

Videobeiträge auf YouTube

Kommentiertes Linkverzeichnis

  • [1] Wikipedia-Eintrag über Alexander Rodtschenko
  • [2] Wikipedia-Eintrag über Produktivismus
  • [3] Wikipedia-Eintrag über Konstruktivismus
  • [4] Wikipedia-Eintrag über die russische Revolution
  • [5] Biografie
  • [6] Wikipedia-Eintrag über Wladimir Majakowski
  • [7] Biografie
  • [8] Kommentar zu Rodtschenko
  • [9] Zitate von Rodtschenko
  • [10] Kommentar zu Rodtschenko
  • [11] Biografie und Zitate
  • [12] Zitate von Rodtschenko
  • [13] Kommentar zu Rodtschenko

Quellen

  1. https://www.sfmoma.org/artwork/2000.87
  2. https://www.lr-online.de/nachrichten/kultur/er-wollte-die-sicht-auf-die-welt-veraendern-35523344.html
  3. Willfried Baatz: “Photographie: Von Louis Daguerre bis Nobuyoshi Araki“ S.143
  4. http://www.ivansavvine.com/sites/default/files/Alexander%20Rodchenko%20Biography,%20Art,%20and%20Analysis%20of%20Works%20%7C%20The%20Art%20Story_0.pdf
  5. Willfried Baatz: “Photographie: Von Louis Daguerre bis Nobuyoshi Araki“ S.143
  6. http://www.rodtschenko.de
  7. Willfried Baatz: “Photographie : Von Louis Daguerre bis Nobuyoshi Araki“ S.140-141
  8. http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/3113/1/Jooss_Das_Neue_Sehen_2000.pdf
  9. https://www.lr-online.de/nachrichten/kultur/er-wollte-die-sicht-auf-die-welt-veraendern-35523344.html
  10. https://www.lomography.de/magazine/271967-a-salute-to-the-masters-stairs-a-tribute-to-alexander-rodchenko
  11. https://www.youtube.com/watch?v=1sEPFd-1Dm8
  12. https://www.lr-online.de/nachrichten/kultur/er-wollte-die-sicht-auf-die-welt-veraendern-35523344.html
  13. https://www.jstor.org/stable/44174175?seq=2#metadata_info_tab_contents
  14. https://hermitagefineart.com/en/lots/2018-june-manuscripts/767
  15. https://brill.com/view/book/9783846759417/BP000006.xml
  16. https://theplaceblogrmit.wordpress.com/2015/04/19/alexander-rodchenko-quotes-and-existential-thought
  17. https://www.theartstory.org/artist/rodchenko-alexander/life-and-legacy/#nav
  18. https://www.theartstory.org/artist/rodchenko-alexander/life-and-legacy/#nav
  19. https://www.azquotes.com/author/50782-Alexander_Rodchenko