1931 Bing

Aus Fotozitate
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1931 Bing Zitat und Originalbild.PNG
Ein Projekt von Prof. Dr. Dr. Alexander Moutchnik, Hochschule RheinMain, Wiesbaden

Fotozitat

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Im Fotozitat wurde das Originalbild in Bezug auf das Studium an der Hochschule RheinMain erneut umgesetzt. Auf dem Bild ist eine Studentin der Hochschule zu sehen, die scheinbar ein Selfie mit ihrem Handy macht. Sie blickt ebenfalls mit dunklen Augen und einem kühlen Blick in die Kamera. Eine Spiegelung vom Profil der Studentin ist im dahinter befindlichen Spiegel zu sehen. Auch der Schwarz-Weiß-Kontrast konnte durch die im Hintergrund befindlichen Fliesen zitiert werden.

Fotozitate-Storytelling

Originalfoto

#bing | #selbstportrait | #leica | #schwarzweiß

Besitznachweise

  • Jüdisches Museum Berlin, "Selbstporträt mit Leica", 27,5 x 35,5 cm ("Selbstporträt mit Leica")
  • Edwynn Houk Gallery New York, 27,9 x 35,6 cm [1]

Beschreibung

Das Originalfoto zeigt ein Brustbild einer jungen Frau, die in der rechten Bildhälfte angeschnitten ist und durch eine Kamera sieht. Sie blickt in einen für den Betrachter nicht sichtbaren Spiegel. Der vom Betrachter aus gesehen linke Arm ist auf einem Tisch abgestützt. Im Hintergrund ist das untere Ende eines dunklen Vorhangs zu sehen und links davon ein angewinkelter Spiegel. Darin ein weiteres Spiegelbild der Frau und weitere Details wie die Hand und der Draht des Selbstauslösers zur Leica Kamera.

Fotograf

Ilse Bing wurde am 23. März 1899 in Frankfurt am Main geboren und verstarb am 10. März 1998 in New York. Sie war eine deutsch-amerikanische Fotografin und zählte in den 1920er und -30er Jahren zu den Pionieren der Avantgarde. Als Fotojournalistin arbeitete sie zunächst für diverse Frankfurter Zeitschriften und seit Anfang der 1930er Jahre für führende französische Illustrierte. Zu ihrer beruflichen Praxis gehörten zudem Architekturaufnahmen, Mode- und Porträtfotografien.

Hintergrund und Entstehung

Das Originalbild „Self-Portrait with Leica“ (Dt.: Selbstportrait mit Leica) entstand 1931 und ist das berühmteste Bild der Fotografin Ilse Bing. [2] Da Ilse Bing bereits seit 1930 in Paris wohnte, ist davon auszugehen, dass die Aufnahme in Paris entstand.[3] Zu Paris entwickelte Ilse Bing schnell eine enge Bindung, sie fühlte sich dort verwurzelt. Ilse Bing richtet ihren Blick in diesem Selbstporträt nach innen und zeigt ihr "Ich" mit Hilfe der verschiedenen Spiegelbilder in unterschiedlichen Ansichten. Sie unterstreicht dadurch die Subjektivität der Aufnahme und hinterfragt die Fotografie als Abbild der Realität. Ilse Bing selbst verglich das Spiel mit den Spiegeln bei ihren Selbstporträts mit Alice im Wunderland, die Realität beginne erst hinter dem Spiegelbild.[4] Das Werkzeug der Fotografin war die Leica-Kamera. Mit der Kleinbildkamera fotografierte Ilse Bing vor allem in ihrer Pariser Zeit in den dreißiger Jahren so erfolgreich, dass ihre Bilder Eingang in renommierte Zeitschriften und in die bedeutenden Museen der Welt fanden. Die Leica-Kamera wurde Bings ständige Begleiterin. Sie selbst empfand sie als eine Erweiterung ihrer Augen. Mit der Leica wurde Ilse Bing zu einer Pionierin der Avantgardefotografie und sehr bald schon mit dem Titel "Königin der Leica" gekrönt.[5] Auf dem Bild ist die Fotografin gemeinsam mit ihrer Leica-Kamera abgelichtet worden. Der hier vorliegende spätere Abzug wurde nicht von der Fotografin angefertigt, aber von ihr signiert und datiert.[6] Auch lange nach Veröffentlichung des Bildes wurden noch ausführliche Bibliographien zur Entstehung des Bildes veröffentlicht. Darunter zum Beispiel „Ilse Bing: Photography Through the Looking Glass“ aus dem Jahr 2006 und „Drei Fotografinnen: Ilse Bing, Grete Stern, Ellen Auerbach arte Edition“ aus dem Jahr 2018.

Analyse

Das Bild ist eine Schwarz-Weiß-Fotografie und zeigt die Fotografin in Form eines scheinbaren Selbstportraits. Da das Bild von einem weiteren Fotografen gefertigt wurde, handelt es sich allerdings um ein einfaches Portrait. Die Person auf dem Bild ist im Vordergrund eher unscharf und in der dahinter erscheinenden Spiegelung scharf abgebildet. Durch die strenge Gliederung in Vertikale und Horizontale erfährt das Foto eine strenge Gliederung, die an Bauhaus-Arbeiten erinnert und sich doch sehr leicht und zufällig gibt.

Wirkung und Rezeption

alternative Beschreibung
© Prof. Dr. Dr. Alexander Moutchnik
Projekt "Fotozitate" (2021)

Ilse Bings „Selbstportrait mit Leica“ erzielte einen Schätzpreis von 5.500 – 6.000 Euro.[7] Warum das Bild so faszinierte und teuer verkauft wurde hat mehrere Gründe. Ilse Bings zeigt sich in ihrem Bild gleich zweimal: Frontal und seitlich. Damit unterstreicht sie das damals neu gefundene Selbstbewusstsein der Frauen - und das in einer Zeit, in der nur wenige Frauen ihren Beruf, geschweige denn ihre Berufung in der Fotografie fanden.[8] Außerdem sieht man in ihren dunklen Augen und ihrem intensiven Blick die kühl-sachliche Strenge, die auch ihre Bilder auszeichnet. Ilse Bing nahm Details in den Fokus, riskierte ungewöhnliche Perspektiven, zeigte Formbewusstsein und arbeitete mit der Willensstärke der Autodidaktin. Dieses Selbstbewusstsein, die Qualität ihrer Aufnahmen, vor allem auch die der Abzüge, die sie nach getaner Arbeit selbstbewusst signierte, brachten ihr Aufträge bei den renommiertesten Magazinen und Ausstellungen mit Größen ihrer Zunft wie André Kértesz, Brassaï und Man Ray ein.[9] Zudem war das Bild so begehrt, da es als Dokumentation der Technik und des Berufs des Fotografen verstanden werden konnte. Wie der Maler mit Pinsel und Palette sich selbst nur durch die Hilfe des Spiegels sehen und wiedergeben konnte, ist der Spiegel notwendig, um den Künstler beim Fotografieren darstellen zu können. Durch die Integration des Spiegels, des Hilfsmittels, in das Werk wird die Gattung als solche thematisiert. Schließlich ist es ein Foto über das Fotografieren und Bildinhalt ist im wahrsten Sinne das Sujet.[10] Schließlich fasziniert diese Fotografie auch deshalb, weil der Betrachter scheinbar so intensiv angestarrt wird.

Auktionspreise

  • 3.050 € Lempertz, 24.05.2013, 27,9 x 35,5 cm[11]
  • 2.500 € Karl&Farber, 5. Dezember 2018, 21 x 23,5 cm[12]
  • 9.600 €, Lotsearch, 15 May 2014, 26,2 x 29,6 cm[13]

Zitate über das Originalfoto

„Konzentriert und neugierig blickt sie, ein Auge hinter der Kamera versteckt, auf den Betrachter.“[14]

„Königin der Leica“.[15]

Zitate von Ilse Bing

„Ich habe mir die Fotografie nicht ausgesucht, sie hat mich gewählt. Damals wusste ich das noch nicht. Ein Künstler denkt nicht erst nach und tut es dann, er wird getrieben. I didn’t choose photography; it chose me. I didn’t know it at the time. An artist doesn’t think first then do it, he is driven.[16]

„Ich hatte das Gefühl, dass die Kamera eine Verlängerung meiner Augen wurde und sich mit mir bewegte. I felt that the camera grew an extension of my eyes and moved with me.[17]

“Als ich ein kleines Mädchen war, wurden Kinder als "noch nicht" betrachtet - als etwas, das noch nicht perfekt ist. Ich ärgerte mich über diese Haltung mir gegenüber. Aber ich war keine Kämpferin, und ich zog mich in meine eigene Welt zurück. Diese Welt war so bunt und so reich, dass ich nie erwachsen werden wollte. When I was a little girl, children were looked upon as, “not yet”—something not yet perfect. I resented this approach toward me. But I was no fighter, and I retreated into my own world. This world was so colorful and so rich that I wanted never to become a grown-up.[18]

Literatur

  • Stephan, P. (1999): Fotografie! Das 20. Jahrhundert. München: Prestel Verlag. S. 38
  • Dryansky, L., & Houk, E. (2006). Ilse Bing: photography through the looking glass. New York: Harry N. Abrams.
  • Lerch, A. (2018). Drei Fotografinnen: Ilse Bing, Grete Stern, Ellen Auerbach arte Edition. Berlin: absolut Medien GmbH.
  • Bing, I. (1982): Femmes, de l'enfance à la vieillesse, 1929-1955. Paris: Des Femmes.
  • Barrett, N. (1985): Ilse Bing: Three Decades of Photography. New Orleans: New Orleans Museum of Art.
  • Bing, I. (1976): Numbers in images: Illuminations of numerical meanings. Ilkon Press
  • Bing, I. (1996): Fotografien 1929-1956: Suermondt-Ludwig-Museum Aachen, 13. April - 9. Juni 1996. Aachen: Suermondt-Ludwig-Museum.

Videobeiträge auf YouTube

Kommentiertes Linkverzeichnis

Quellen

  1. https://www.artnet.de/künstler/ilse-bing/self-portrait-with-leica-paris-a-gnZUZOdU0ElxvyKyq_CsqA2
  2. http://www.artnet.de/k%C3%BCnstler/ilse-bing/self-portrait-with-leica-paris-a-gnZUZOdU0ElxvyKyq_CsqA2
  3. https://www.tagesspiegel.de/kultur/fotografien-von-ilse-bing-koenigin-der-leica/24529950.html
  4. http://objekte.jmberlin.de/object/jmb-obj-236461;jsessionid=BF13EC666647288A92E74345E3C42A3E
  5. https://www.journal-frankfurt.de/journal_news/Panorama-2/Die-Koenigin-der-Leica-4387.html
  6. http://objekte.jmberlin.de/object/jmb-obj-236461;jsessionid=BF13EC666647288A92E74345E3C42A3E
  7. https://www.profifoto.de/szene/events/2019/09/18/foto-auktion-bei-ostlicht/
  8. https://www.journal-frankfurt.de/journal_news/Panorama-2/Die-Koenigin-der-Leica-4387.html
  9. https://www.tagesspiegel.de/kultur/fotografien-von-ilse-bing-koenigin-der-leica/24529950.html/
  10. https://edoc.hu-berlin.de/bitstream/handle/18452/7953/bremm.pdf
  11. https://www.lempertz.com/de/kataloge/lot/1012-1/43-ilse-bing.html
  12. https://www.karlundfaber.de/produkt/selbstbildnis-mit-leica/
  13. https://www.lotsearch.net/lot/ilse-bing-1899-1998-self-portrait-with-leica-paris-1931-abe-4130512
  14. von: https://www.tagesspiegel.de/kultur/fotografien-von-ilse-bing-koenigin-der-leica/24529950.html
  15. von: https://www.tagesspiegel.de/kultur/fotografien-von-ilse-bing-koenigin-der-leica/24529950.html
  16. http://www.photoquotations.com/a/82/Ilse+Bing
  17. http://www.photoquotations.com/a/82/Ilse+Bing
  18. http://www.photoquotations.com/a/82/Ilse+Bing