1982 Newton

Aus Fotozitate
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1982 Newton Zitat und Originalbild.PNG
Ein Projekt von Prof. Dr. Dr. Alexander Moutchnik, Hochschule RheinMain, Wiesbaden

Fotozitat

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Vier Studentinnen laufen nebeneinander den Weg zum Campus der Hochschule RheinMain am Kurt-Schumacher-Ring in Wiesbaden hoch. Sie schauen zielstrebig und selbstbewusst nach vorne.

Fotozitate-Storytelling

Originalfoto

#newton | #siekommen | #studiocatwalk

Besitznachweise

  • Lyons Gallery Australia[1]

Beschreibung

Auf den Fotografien „Sie kommen“ von Helmut Newton aus dem Jahr 1981 sind das Innere eines Raumes und der Boden eines Studios mit vier Models, einmal gekleidet und einmal nackt, zu sehen. Ohne jegliche Requisiten werden die nackten und gekleideten Models und der grenzenlose weiße Raum in Szene gesetzt.[2] In der ersten Aufnahme sind die Frauen in Fashion-Klamotten der frühen Achtziger gehüllt, in der Zweiten nackt und mit High Heels, welche für Newton die Nacktheit einer Frau erst vollkommen machen. Beide Fotografien gleichen sich beinahe identisch, da Newton jede Mimik und Position der Models bei der zweiten Aufnahme rekonstruierte. Nur die Beine der zweiten Frau links im Foto sind anders.

Fotograf

Helmut Newton wurde am 31. Oktober 1920 in Berlin geboren und verstarb am 23. Januar 2004 in Los Angeles. Er war ein deutsch-australischer Fotograf. Als Sohn einer wohlhabenden jüdischen Knopffabrikantenfamilie in Berlin ist er unter dem Namen Helmut Neustädter geboren. 1936 brach er die Schule am Gymnasium ab, da er immer mehr dem Schwimmen, den Mädchen und der Fotografie zugetan war. Im selben Jahr begann er eine Lehre als Fotograf bei der damals bekannten Berliner Fotografin Yva (Else Neuländer-Simon). Am 5. Dezember 1938 flüchtete Newton vor den Nazis aus Deutschland in Richtung Singapur. Jedoch wurde er dort, nachdem er zwei Wochen lang als Bildreporter bei der The Straits Times arbeitete, wegen „Unfähigkeit“ entlassen. Ab 1940 lebte er in Australien, wo er zunächst bei der Armee und beim Eisenbahnbau arbeitete. Sein erstes Fotostudio eröffnete er 1945 in Melbourne. Ein Jahr später nahm er die australische Staatsangehörigkeit an. 1948 nahm er die Schauspielerin June Browne zu seiner Frau, welche auch bis zu seinem Tod an seiner Seite war. Ab 1956 wurde die australische Vogue sein Hauptarbeitgeber. In den folgenden Jahren kamen die französische, italienische, amerikanische und die deutsche Ausgabe dazu, sowie weitere Modezeitschriften. Seit den 1970er Jahren war Helmut Newton einer der gefragtesten und teuersten Mode-, Werbe-, Porträt- und Aktfotografen der Welt. Mit 56 Jahren, 1976, erschien Helmut Newtons erster Bildband White Women, welcher kurz nach der Veröffentlichung mit dem Kodak-Fotobuchpreis ausgezeichnet wurde. Ab dem Jahr 1981 lebte Newton mit seiner Frau in Monaco. In diesem Jahr entstand auch die berühmte Fotografie „Sie Kommen (angezogen)“. 2004 starb Newton im Alter von 83 Jahren nach einem Autounfall in Los Angeles. Auf seinen vorherigen Wunsch wurde seine Urne in einem Ehrengrab auf dem Friedhof Schöneberg III in Berlin-Friedenau beigesetzt.[3] Ein Jahr vor seinem Tod wird die Helmut Newton Stiftung in Berlin mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz gegründet.[4]

Hintergrund und Entstehung

Für Helmut Newton war es wichtig, mit seinen Fotografien im Bereich von Kunst und Kommerz zu überraschen und zu polarisieren. Viele Verbündete in Redaktionen und im künstlerischen Umfeld verstanden seine außergewöhnlichen Ideen und so fanden seine Werke ein Millionenpublikum.[5] So auch sein Werk „Sie Kommen“, bei welchem es sich um eine Schwarz-Weiß-Fotografie aus dem Jahr 1981 handelt. Dabei entstand die Fotografie in Paris zweimal, einmal waren die Models gekleidet und einmal nackt.[6] Darauf zu sehen sind vier Superfrauen auf dem Marsch. In der linken und rechten Hälfte des Bildes sind die Models genau gleich positioniert. Sie triumphieren und stärken sich, sowohl in ihren High-Fashion-Anzügen als auch in ihrer Nacktheit. Durch den lebensgroßen Druck der Fotografie wirken der Ausdruck und die Schönheit der Models auf den Betrachter umwerfend und mächtig. Das Werk wurde erstmals 1981 als Doppelseite in der französischen Vogue verwendet und markierte einen Wendepunkt in Newtons Werk. Als Newton in den 1960er Jahren für die französische Vogue arbeitete, verschmolz er Mode und Erotik miteinander. Wichtig dabei waren für Newton die Orte der Entstehung, die eine erotische Stimmung bei der Fotografie erzeugen sollten. Bei dem Werk „Sie Kommen“ wurde jedoch das Motiv in einem Studio in Paris abgelichtet. Der Antrieb für dieses Foto, ist wie bei so vielen Werken von Newton, die obsessive Liebe zu der Andersartigkeit und dem Kontrast zwischen „nackt“ und „angezogen“. Das Foto wurde ursprünglich im Sommer 1981 in Brescia im Garten einer Villa geshootet. Jedoch spielte die Zeit gegen Newton und die identischen Bilder unterschieden sich im Lichteinfall. So wurde das Studio zu dem Ort der Entstehung. Im Herbst trat Newton einen zweiten Anlauf an, indem er vier Models im Studio vor einer weißen Hohlkehle arrangierte.[7]

Analyse

Dieses Werk von Newton, welches einen Catwalk von Models nachahmt und zugleich die Schönheit und Stärke der Frau wiederspiegelt, steht exemplarisch für seine Kunst - seine Kunst der Fotografie zu den Themen Sex, Fashion, Weiblichkeit, Leidenschaft, Anerkennung, Dreistigkeit und Leichtsinn. Die Fotografie erschien in der Novemberausgabe der französischen „Vogue“ das erste Mal. Die achtseitige Strecke lief unten dem Titel „Arbeiten Sie an Ihrem Körper“: Die Frühjahrskollektion 1982 wird figurbetont.[8] Des Weiteren bereicherte die Fotografie seine Ausstellungen, da es nahezu in Lebensgröße abgebildet wurde. Dabei erschien das Foto mit gekleideten und nackten Models lebensgroß in Newtons "Private Property"-Ausstellungen in London und Paris. Zudem wurden die Fotos auch in Newtons berühmtem Buch Sumo sowie in mehreren anderen Büchern publiziert. Newton verschenkte und verkaufte das Foto, welches 1984 gedruckt wurde, an seine Freunde und Bekannte. Viele davon wurden im Laufe der Zeit weggeworfen oder zerstört.[9] Die weitere Analyse des Fotos lässt die Entstehung der Aufnahme rekapitulieren. Jede Einzelheit am Set ist perfekt abgestimmt und geplant. Newton sitzt im Dunklen, seine Frau June beobachtet, wodurch eine theatralische Stimmung erzeugt wird. Die Aufnahme der Models ist zugleich statisch und in Bewegung, was von der Perfektion und der Gerissenheit Newtons zeugt: „Bevor ich ein Foto mache, schreibe ich alles auf. Ich habe immer ein Notizbuch dabei, in dem ich bis ins kleinste Detail aufschreibe, was ich in einem Foto haben will.“ Die Werke Newtons sind zeitlos und seine Musen, die Frauen, schön, stark und selbstbewusst. So wirken auch die vier Models in „Sie kommen“, durch die leichte Untersicht mächtig und völlig unbekümmert. Sie schauen an den Betrachtern vorbei und über sie hinweg. [10] Später sagte Sylvia Gobbel, eines der Models, in einem Interview über Newton und die Zusammenarbeit mit ihm, dass er ihr erst aufgezeigt hat, dass sie eine selbstbewusste und starke Frau ist. Sie hätte bei jedem anderen Fotografen Bedenken gehabt ein Aktfoto von sich machen zu lassen, jedoch war dies bei Newton nicht der Fall, da sie eine künstlerische Verbindung zueinander hatten.[11] Jedes Foto von Helmut Newton ist detailliert geplant und nichts dem Zufall bei der Komposition des Bildes überlassen.

Wirkung und Rezeption

alternative Beschreibung
© Prof. Dr. Dr. Alexander Moutchnik
Projekt "Fotozitate" (2021)

Eine Fotografie mit solch einer starken Geltung und Autorität wirkte sich dementsprechend auch auf die öffentliche Aufmerksamkeit aus. „Sie kommen“ ist zu einer Ikone geworden und wurde zahlreich publiziert. Newtons SUMO-Bildband schaffte es im Jahr 2000, als das erste Exemplar auf einer Charity-Auktion 620.000 DM zu erzielen und damit den Rekord für das teuerste Buch des 20. Jahrhundert zu brechen. [12] So bekräftigte Karl Lagerfeld: „... Es gibt kein 'schwächeres Geschlecht'. . . Seine Frauen sind Teil eines 'starken' Geschlechts.“[13]

Auktionspreise

  • 662.500$ Christie’s
  • 44.900EUR Barnebys[14]
  • 1.820.000$ 4. April 2019 Phillips[15]

Zitate von Helmut Newton

„Man muss seinem schlechten Ruf auch gerecht werden.“[16]

„Es gibt Bilder, die misslingen. Ich mache aber Fotos, nicht um sie in die Schublade zulegen, sie sollen gesehen werden. Ob man sie liebt oder nicht ist mir vollkommen egal.“

„Küchenchef in einem Restaurant: Ihre Fotos gefallen mir - Sie haben bestimmt eine gute Kamera. Helmut Newton (nach dem Essen): Das Essen war vorzüglich - Sie haben bestimmt gute Töpfe.“

Videobeiträge auf YouTube

Quellen