1946 Newman: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Zitate über das Originalfoto ===
 
=== Zitate über das Originalfoto ===
<blockquote>'''<code>„DAS PORTRÄT DES KOMPONISTEN HAT MICH DURCH SEINE KOMPOSITION BEGEISTERT. Eine schwarze Fläche, matt schimmernd, übermächtig, eine Männerfigur, den Kopf aufgestützt, am linken Bildrand. Wie ein nach hinten fallendes „b“, dessen Bauch ausgefüllt ist, wirkt der aufgeklappte Klavierflügel, und fast scheint er diesen verschwindend kleinen Menschen zu erdrücken, der da so nachdenklich, schräg unter ihm, vor sich hinschaut. Geometrie versus Persönlichkeit, ein Bildaufbau, der durch seine Spannung fast unerträglich ist, scheint doch das Tiefenschwarze jegliches Gefühl zu verschlucken – ein Bildaufbau aber, der auch Ruhe ausströmt und Konzentriertheit, und der klar macht, dass die Musik das Leben dieser Person bestimmt, sie sich ihr gern unterordnet und dadurch wiederum an Größe gewinnt. Denn wie soll man auch jemanden wie den berühmten Komponisten und Musiker Igor Strawinsky fotografieren? Natürlich mit oder an seinem Arbeitsinstrument, dem Flügel. Und dass Arnold Newman diese beiden Zutaten, den Porträtierten und sein vertrautes Umfeld, so dicht zusammenrückt, dass sie fast miteinander verschmelzen, zeigt sein Faible für die intensive Beschäftigung mit Charakteren, die er am liebsten in ihrer Umgebung fotografiert. Als ich das Porträt von Igor Strawinsky zum ersten Mal sah, muss ich etwa 15 gewesen sein. Meine Mutter schenkte mir zwei Fotobücher, eines, bei dem es um Colorierung von Schwarz-Weiß-Fotos ging, das andere war „Arnold Newman: One Mind’s Eye. The Portraits and Other Photographs“. Ich war in der Foto-AG meiner Schule, besaß eine eigene Dunkelkammer und machte mich erst einmal daran, meine Abzüge mit roter Farbe zu surrealen Settings zu verwandeln. Bei uns waren ungewöhnliche Effekte beliebt, daher kam das Colorieren gut an, dagegen die große Kraft, die von Newmans Porträts ausging, habe ich vermutlich damals, auch wenn ich das Buch unzählige Male anschaute, nicht begriffen. '''Nadine Barth'''<ref>https://www.artberlin.de/kuenstler/fotografie-arnold-newman/<ref></code></blockquote>
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<blockquote>'''<code>„DAS PORTRÄT DES KOMPONISTEN HAT MICH DURCH SEINE KOMPOSITION BEGEISTERT. Eine schwarze Fläche, matt schimmernd, übermächtig, eine Männerfigur, den Kopf aufgestützt, am linken Bildrand. Wie ein nach hinten fallendes „b“, dessen Bauch ausgefüllt ist, wirkt der aufgeklappte Klavierflügel, und fast scheint er diesen verschwindend kleinen Menschen zu erdrücken, der da so nachdenklich, schräg unter ihm, vor sich hinschaut. Geometrie versus Persönlichkeit, ein Bildaufbau, der durch seine Spannung fast unerträglich ist, scheint doch das Tiefenschwarze jegliches Gefühl zu verschlucken – ein Bildaufbau aber, der auch Ruhe ausströmt und Konzentriertheit, und der klar macht, dass die Musik das Leben dieser Person bestimmt, sie sich ihr gern unterordnet und dadurch wiederum an Größe gewinnt. Denn wie soll man auch jemanden wie den berühmten Komponisten und Musiker Igor Strawinsky fotografieren? Natürlich mit oder an seinem Arbeitsinstrument, dem Flügel. Und dass Arnold Newman diese beiden Zutaten, den Porträtierten und sein vertrautes Umfeld, so dicht zusammenrückt, dass sie fast miteinander verschmelzen, zeigt sein Faible für die intensive Beschäftigung mit Charakteren, die er am liebsten in ihrer Umgebung fotografiert. Als ich das Porträt von Igor Strawinsky zum ersten Mal sah, muss ich etwa 15 gewesen sein. Meine Mutter schenkte mir zwei Fotobücher, eines, bei dem es um Colorierung von Schwarz-Weiß-Fotos ging, das andere war „Arnold Newman: One Mind’s Eye. The Portraits and Other Photographs“. Ich war in der Foto-AG meiner Schule, besaß eine eigene Dunkelkammer und machte mich erst einmal daran, meine Abzüge mit roter Farbe zu surrealen Settings zu verwandeln. Bei uns waren ungewöhnliche Effekte beliebt, daher kam das Colorieren gut an, dagegen die große Kraft, die von Newmans Porträts ausging, habe ich vermutlich damals, auch wenn ich das Buch unzählige Male anschaute, nicht begriffen.'''Nadine Barth'''<ref>https://www.artberlin.de/kuenstler/fotografie-arnold-newman</ref></code></blockquote>
  
 
=== Literatur ===
 
=== Literatur ===

Version vom 8. Mai 2021, 20:52 Uhr



1946 Newman Zitat und Originalbild.PNG
Ein Projekt von Prof. Dr. Dr. Alexander Moutchnik, Hochschule RheinMain, Wiesbaden

Fotozitat

#lernen | #sommersemester | #pause | #laptop | #hochschulerheinmain | #hsrm | #projekt | #fotozitate

Die Fotografie zeigt eine Studentin der Hochschule RheinMain draußen am Lernen am Campus Kurt-Schumacher-Ring in Wiesbaden. Statt eines Flügels wird ein von jedem Studenten genutzte Laptop in dem rechten 2/3 des Bildes gezeigt, dieser ist ähnlich wie der Flügel im Originalfoto aufgeklappt. Die Studentin stützt, wie Strawinsky, ihren Kopf am linken Arm ab, wodurch sich auch ein Dreieck bildet, ähnlich wie zwischen Strawinsky und seinem Flügel. Das Verhältnis von Studentin und Laptop wurde durch ein Spiel mit der Perspektive erreicht, die Studentin hat sich weiter nach hinten gesetzt als der Laptop stand. Hierdurch erscheint der Laptop viel größer als er tatsächlich ist. Der Hochschulbezug wurde durch das Platzieren einer Tasse mit dem Hochschullogo neben der Studentin verstärkt.

Originalfoto

#newman | #strawinsky | #komponist | #klavier

Besitznachweise

  • Museum of Modern Art[1]

Beschreibung

Die Fotografie zeigt den russischen Komponisten Igor Strawinsky. Nach Newmans Stil zeigt das Porträt den Komponisten in seiner natürlichen Umgebung neben seinem Instrument, einen Flügel. Der Flügel steht im Vordergrund des Bildes und nimmt beinahe 2/3 des Bildes ein. Strawinsky sitzt am Flügel, mit seinem linken Arm stützt er seinen Kopf ab. Man sieht lediglich den oberen Bereich von Strawinskys Körper. Der Hintergrund ist neutral gehalten, man erkennt im linken Bereich eine vertikale Linie, scheinbar die Ecke eines Raumes, die den Komponisten visuell vom Instrument trennt. Strawinsky selbst nimmt nur 1/3 des Bildausschnitts ein. Das Foto ist so zugeschnitten, dass man nur den oberen Bereich des Flügels sehen kann und dieser hierdurch noch stärker in den Vordergrund gerückt wird.

Fotograf

Arnold Newman (1919-2006) war einer der bedeutendsten Porträtfotografen der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts. Bereits mit zwanzig Jahren übernahm er einen ersten Job in seinem Porträtstudio in Philadelphia. Anfang der 1940er Jahre spezialisierte er sich komplett auf Porträtfotografie, nachdem er u. A. sich auch an sozialdokumentarischen Aufnahmen probiert hat.[2]. Mit seiner Einzelausstellung „Artists look like this“ 1942 in dem Philadelphia Museum of Art erlangte der Künstler nationale Anerkennung.[3] 1946 zog er nach New York, wo er gemeinsam mit dem Fotografen Philippe Halsman ein Fotografiestudio eröffnete. Mit Aufträgen von „Life“ und „Harpers Bazaar“ etablierte sich Newman immer stärker in der Fotografieszene.[4] 1999 wurde er mit dem Infinity Award for Master of Photography ausgezeichnet. [5] Arnold Newman starb durch die Folgen eines Schlaganfalls nach einem Herzinfarkt 2006.[6]

Hintergrund und Entstehung

Arnold Newman legte in seinen Bildern viel Wert auf den symbolischen Gehalt seiner Fotografie.[7] Aus der Malerei abgeleitet fokussierte sich Newman in seinem Schaffen auf das Gesicht und die Brüste, während die Umgebung meistens im Hintergrund liegt.[8] Newman brachte in seine Porträts stets charakteristische Gegenstände in den Fokus und fotografierte seine Modelle in typischer Umgebung, ein Stil, der unter dem Begriff Environmental portrait bekannt wurde, wobei Newman sich von diesem distanzierte, da er sich nicht von diesem Begriff und seiner Bedeutung eingrenzen lassen wollte. Statt der Details in der Umgebung seines Modells wollte dieser durch die Umgebung Symbole mit diesem schaffen. Das Foto wurde von der Zeitschrift „Harpers Bazaar“ in Auftrag gegeben, das Magazin lehnte die Fotografie jedoch zu seiner Zeit ab.[9].

Analyse

Das Instrument wirkt in der Fotosituation erdrückend, Strawinsky wirkt fast nebensächlich in dem Porträt. Der Flügel sowie die Haltung von Strawinskys Arm bilden ein Dreieck, wodurch optisch eine Verbindung zwischen dem Instrument und dem Künstler geschaffen wird, trotz sehr starken Präsenz des Flügels im Bild. Die klaren Linien und der ausgewählte Bildausschnitt bilden trotz ihrer Dominanz über dem eigentlichen Modell des Fotos, dem Komponisten, eine Symbiose, die eine Person von Strawinskys gesellschaftlicher Größe erfassen. [10] So lässt sich in dem Flügel ein Bass-Notenschlüssel oder möglich auch eine umgefallene Note sehen. Die Komposition zwischen dem Umgebungselement und dem Modell ist letztlich entscheidend, nicht das Objekt oder die Umgebung an sich, sondern die Symbolik hinter der Umgebung.

Wirkung und Rezeption

alternative Beschreibung
© Prof. Dr. Dr. Alexander Moutchnik
Projekt "Fotozitate" (2021)

Die Fotografie hat sich zu einem der bekanntesten Fotografien von Newman entwickelt und ist primäres Beispiel für den Stil des Fotografen. Seine Bekanntheit erlangte die Fotografie aber besonders dadurch, da sie als Exempel für den „Enviornmental portrait“ Stil gilt.[11] Sie hängt bis heute in dem Museum of Modern Arts (MoMA) in New York.[12].

Zitate über das Originalfoto

„DAS PORTRÄT DES KOMPONISTEN HAT MICH DURCH SEINE KOMPOSITION BEGEISTERT. Eine schwarze Fläche, matt schimmernd, übermächtig, eine Männerfigur, den Kopf aufgestützt, am linken Bildrand. Wie ein nach hinten fallendes „b“, dessen Bauch ausgefüllt ist, wirkt der aufgeklappte Klavierflügel, und fast scheint er diesen verschwindend kleinen Menschen zu erdrücken, der da so nachdenklich, schräg unter ihm, vor sich hinschaut. Geometrie versus Persönlichkeit, ein Bildaufbau, der durch seine Spannung fast unerträglich ist, scheint doch das Tiefenschwarze jegliches Gefühl zu verschlucken – ein Bildaufbau aber, der auch Ruhe ausströmt und Konzentriertheit, und der klar macht, dass die Musik das Leben dieser Person bestimmt, sie sich ihr gern unterordnet und dadurch wiederum an Größe gewinnt. Denn wie soll man auch jemanden wie den berühmten Komponisten und Musiker Igor Strawinsky fotografieren? Natürlich mit oder an seinem Arbeitsinstrument, dem Flügel. Und dass Arnold Newman diese beiden Zutaten, den Porträtierten und sein vertrautes Umfeld, so dicht zusammenrückt, dass sie fast miteinander verschmelzen, zeigt sein Faible für die intensive Beschäftigung mit Charakteren, die er am liebsten in ihrer Umgebung fotografiert. Als ich das Porträt von Igor Strawinsky zum ersten Mal sah, muss ich etwa 15 gewesen sein. Meine Mutter schenkte mir zwei Fotobücher, eines, bei dem es um Colorierung von Schwarz-Weiß-Fotos ging, das andere war „Arnold Newman: One Mind’s Eye. The Portraits and Other Photographs“. Ich war in der Foto-AG meiner Schule, besaß eine eigene Dunkelkammer und machte mich erst einmal daran, meine Abzüge mit roter Farbe zu surrealen Settings zu verwandeln. Bei uns waren ungewöhnliche Effekte beliebt, daher kam das Colorieren gut an, dagegen die große Kraft, die von Newmans Porträts ausging, habe ich vermutlich damals, auch wenn ich das Buch unzählige Male anschaute, nicht begriffen.“Nadine Barth[13]

Literatur

Quellen