1987 Ruff

Aus Fotozitate
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1987 Ruff Zitat und Originalbild.PNG

Fotozitat

#student | #klausurgesichtet | #fokus

Eine Studentin der Hochschule RheinMain wurde frontal fotografiert. Ihr Ausdruck ist leer, unpersönlich und ohne jede Gestik oder Mimik. Die Fotografie wirkt wie ein Passbild, wobei die Studentin ein Shirt mit der Aufschrift „Hochschule RheinMain“ trägt.

Originalfoto

#portrait | #woman | #blick | #augen | #I | #you

Besitznachweise

  • Sammlung Fotomuseum Winterthur, C-Print, 24 x 18 cm [1]

Beschreibung

Das Portrait mit den Namen „Andrea Kachold“ entstand im Jahr 1987. Thomas Ruff schuf jedoch keine üblichen Portraits, auf denen lachende Menschen abgebildet sind und ihre Persönlichkeiten zum Vorschein treten. Er wollte eher eine Art „Passbilder“ der Menschen vor seiner Kamera entwerfen, wobei seine Aufnahmen in der riesigen Größe von 200x165 cm entstanden.[2] Die Serie „Portraits“ (1981-85), welche in Anlehnung an seinen Lehrern Bernd und Hilla Becher vertretenen Typologien und geradlinigen Fotografien zustande kam, ist die Berühmteste. In dieser Serie sind 60 frontale, exakt gleich gerahmte Fotografien ausdrucksloser Männer und Frauen in überdimensionaler Größe zu sehen. Authentizität war und ist für Ruff das Wichtigste in seinen Werken.[3]

Fotograf

In Zell am Harmersbach, Schwarzwald, kam im Februar 1958 Thomas Ruff zur Welt. Schon als Kind hatte Ruff großes Interesse an der Fotografie, wobei er anfing, Landschaften mit seiner ersten Kamera einzufangen. Von 1977 bis 1985 studierte er an der bekannten Kunstakademie Düsseldorf. Bernd Becher war einer seiner Professoren, welcher sich zusammen mit seiner Frau Hilla Becher für die Anerkennung der Fotografie als Kunst einsetzte. Becher riet damals Ruff, sich auf einen Bereich der Fotografie zu fokussieren und danach ausgerichtet auch seine Karriere auf ein Thema zu spezialisieren. Jedoch hielt sich Thomas Ruff nicht an den Rat, stattdessen umfassen inzwischen seine Werke die ganze Bandbreite an möglichen Fotoobjekten. Angefangen bei Aufnahmen von Interieurs, über die von Maschinen bis hin zu nüchternen Portraits. Mit 1142 Ausstellungen zählt er heute zu den meistgefragten Künstlern.[4] Ruff ist ein guter und scharfsinniger Beobachter, welcher die Abbildung der Wirklichkeit in seinen Werken an erster Stelle setzt. Den roten Fanden erkennt der Zuschauer in allen seinen Serien, von Porträts der 1980er Jahre, über cassini und zycles, Substrate, Negative und phg, sowie jpgs. Ruff ist einer der wenigen weltweit bekanntesten Künstler, der es schafft die Grenzen der Fotografie immer wieder zu verschieben.[5]

Hintergrund und Entstehung

Ruff lichtete im Zeitraum von 1983 und 1987 seine Kommilitonen an der Düsseldorfer Kunstakademie in großformatigen Portraitaufnahmen (210 cm x 165 cm) ab.[6] Der neutrale Hintergrund, das harte Licht und die nicht vorhandene Gestik und Mimik, alles an den Portraits sollte nüchtern und klar wirken. Dabei sollte die Persönlichkeit der abgebildeten Menschen nicht zu Vorschein kommen. Ruff setzte gezielt auf Unpersönlichkeit, keinen sozialen Kontext und nichts Privates. Die Ästhetik seiner Werke spielt mit der von überdimensionalen Passfotos. Einige der Menschen blicken in die Kamera, andere wiederum an dem Zuschauer vorbei. Das Ziel für Ruff war es, seine Generation abzubilden. So sind alle Abgebildeten in einer ähnlichen Lebenssituation wie er selbst damals: Studenten, welche noch die Zukunft vor sich haben. Für Ruff sind die Fotografien Dokumente des Unglaubens. [7]

Analyse

Die Serie „Portraits“ von Thomas Ruff ist sehr hell und klar gehalten. Die Fotografien weisen eine sehr hohe Detailschärfe auf, wobei sie von einem nüchternen Charakter zeugen. Jegliche Mimik und Gestik fehlt, wodurch die objektiv abgebildeten Menschen fast wie Subjekte wirken. Ruff unterließ jegliche Versuche, Persönlichkeit in seine Werke einzubinden. Für ihn standen an erster Stelle Sachlichkeit und Klarheit im Vordergrund.[8] Jedoch verwendete er auch technologische Fortschritte, um neue visuelle Möglichkeiten der Fotografie zu realisieren.[9]

Wirkung und Rezeption

Selbst heute noch wird über die Werke von Ruff, welcher einer der bekanntesten Künstler seiner Zeit ist, viel diskutiert, wie beispielsweise bei Ausstellungen an dem Goethe-Institut.[10]

Zitate über das Originalfoto

"Der Kunst von Thomas Ruff mag realistisch anmuten, gleichwohl spielt der Fotograf in seinen Porträts mit der Vorstellung von Wirklichkeit und Bild. Die passbildartigen Aufnahmen lenken das Augenmerk des Betrachters weg vom Individuum hin zu jenen Aspekten, die bezeichnend für ein Kunstwerk sind: Textur, Farbe und Komposition" Heine, F.[11]

Zitate von Thomas Ruff

"Meine Bilder sind kein Abbild der Wirklichkeit, vielmehr zeigen sie eine Art zweiter Wirklichkeit; sie sind ein Bild vom Bild."[12]

“Das Vorbild für die Fotografie in meiner Generation ist nicht mehr die Wirklichkeit, sondern die Bilder, die wir von dieser Wirklichkeit kennen”[13]

Videobeiträge auf YouTube

Quellen