1971 Becher

Aus Fotozitate
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1971 Becher Zitat und Originalbild.PNG
Ein Projekt von Prof. Dr. Dr. Alexander Moutchnik, Hochschule RheinMain, Wiesbaden

Fotozitat

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Das Fotozitat zeigt ein Gebäude der Hochschule RheinMain am Campus Rüsselsheim in Zentralperspektive. Die Struktur des Gebäudes und der Fenster ziehen, ebenfalls wie im Original, die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich. Die verlassene Stimmung des Originals wird im Fotozitat aufgegriffen.

Fotozitate-Storytelling

Originalfoto

#becher | #fachwerkhaus | #neuesachlichkeit | #skulpturenhaft | #fokus

Besitznachweise

Beschreibung

Das Originalbild ist Teil der Reihe "Fachwerkhäuser des Siegerlandes". Die Schwarz-Weiß-Fotografie wurde im Hochformat aufgenommen und weist formatfüllend ein Fachwerkhaus in Zentralperspektive auf. Die Fotografie wurde auf Augenhöhe des Betrachters aufgenommen. Das Fachwerkhaus ist zweistöckig und weist in jedem Stockwerk vier Fenster auf, von denen jeweils zwei eng aneinander liegen und ein Paar bilden. Beide Stockwerke sind durch Fachwerk gekennzeichnet. Das Kellergeschoss wird von dem Sockel des Hauses umfasst. Eine Tür und zwei kleine Kellerfenster sind Teil des Sockels. Links neben dem Haus führt eine Einfahrt entlang und vor dem Haus befindet sich eine Straße. Diese ist leer. In dem Bild sind weder Menschen noch Autos oder andere Gegenstände zu sehen. Das Haus ist rechts und links von Bäumen und Büschen umgeben. Diese weisen jedoch kaum Blätter auf. Zudem ist am linken Rand der oberen Bildhälfte ein weiteres Haus im Hintergrund auszumachen. Der Himmel ist in ein kontrastloses weiß getaucht, Schatten bspw. von Wolken sind nicht zu erkennen.

Fotografen

Bernd und Hilla Becher waren ein deutsches Künstlerpaar, das deutsche, europäische und amerikanische Industriebauten, die vom Abriss bedroht waren, mit Schwarz-Weiß-Fotografien dokumentierten.[2] Hilla Becher geb. Wobeser wurde am 2. September 1934 in Potsdam geboren. Sie absolvierte eine Lehre als Fotografin und arbeitete später als kommerzielle Fotografin in Hamburg und Düsseldorf. 1958-1961 studierte sie an der staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf. Zudem rief sie den Fachbereich Fotografie ins Leben. Bernd Becher wurde am 20. August 1931 in Siegen geboren. Von 1953-1956 studierte er an der staatlichen Kunstakademie in Stuttgart und von 1957-1961 studierte er Typografie an der staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf. Bereits 1957 machte Bernd Becher die ersten Fotografien von Industrieanlagen. 1959, ein Jahr, nachdem Hilla Wobeser ihr Studium an der Kunstakademie begann, begann ihre Zusammenarbeit. Von 1959-1963 erstellten sie Fotografien von Industrieanlagen und Häusern, zum Großteil in der Gegend um Siegen. Während dieser Zeit entstanden auch Fotografien des Projektes "Fachwerkhäuser des Siegerlandes". 1961 heirateten die beiden. 1986 entstanden die ersten Fotografien in den USA. Hilla Becher erhielt 1972-1973 eine Ehrenprofessur an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg und 1976-1996 war Bernd Becher als Professor für Fotografie an der Kunstakademie in Düsseldorf tätig. Als Künstlerpaar erhielten sie Auszeichnungen wie den Goldenen Löwen (44. Biennale Venedig, 1990), den Infinity Award (International Center of Photography in New York, 2003) und den Hasselblad Foundation International Award in Photography (2004). 2007 verstarb Bernd Becher. Seine Frau verstarb 2015.[3] Das Künstlerpaar trug ebenfalls einen großen Teil dazu bei, dass Fotografie als Kunst auch von Kunstwissenschaften anerkannt wurde. Zudem sind Bernd und Hilla Becher die Begründer der Düsseldorfer Fotoschule und bildeten Fotografen wie Thomas Ruff, Thomas Struth, Andreas Gursky und Candida Höfer aus.[4]

Hintergrund und Entstehung

Das Werk "Fachwerkhäuser des Siegerlandes" ist Teil des ersten gemeinsamen Projektes von Bernd und Hilla Becher, das aus 350 Fotografien besteht und zwischen 1959 und 1978 entstand. Für ihr gemeinsames Projekt fuhren die beiden durch das Siegerland und dokumentierten mithilfe ihrer Fotografien nicht nur die für das Siegener Industriegebiet bekannten Fachwerkhäuser, sondern auch weitere Industriebauten wie Wassertürme, Getreidesilos, Hochöfen, Fabrikhallen und Gasometer, die häufig davor standen abgerissen zu werden, jedoch die Siegener Geschichte in sich trugen.

Analyse

Die Fotografie veranschaulicht den Stil der Künstler Bernd und Hiller Becher. Das in Zentralperspektive aufgenommene Haus lenkt die Aufmerksamkeit des Betrachters direkt auf dieses. Die Vegetation um das Haus herum wirkt leblos. Aufgrund der Lichtverhältnisse, bei denen es sich vermutlich, wie für die Arbeit von Bernd und Hilla Becher üblich, um wolkenverhangenes, weiches Sonnenlicht handelte, tauchen in der Fotografie keine Schatten auf. Folge dessen ist, dass die Struktur des Fachwerkhauses so noch besser zum Vorschein kommen kann und das Haus im Zentrum der Fotografie hervorhebt und skulpturenhaft wirken lässt. Die leblose Vegetation, die zum einen die Wirkung des Hauses verstärkt, wird so kaum wahrgenommen, ebenso wenig wie das Haus, das im Hintergrund zu sehen ist. Stilgetreu ist ebenfalls, dass keine Menschen, Tiere oder Objekte vorhanden sind, die den Betrachter von dem Fachwerkhaus ablenken könnten.

Wirkung und Rezeption

alternative Beschreibung
© Prof. Dr. Dr. Alexander Moutchnik
Projekt "Fotozitate" (2021)

Mit ihrer Art und Weise zu fotografieren wollten Bernd und Hilla Becher nach der „neuen Sachlichkeit“ Dinge in ihrer Einfachheit und Schönheit darstellen. Mit einer nüchternen und zurückhaltenden Bildsprache und mit dokumentarischem Charakter stellen sie den Charaktertyp der Fachwerkhäuser so objektiv wie möglich dar. So wirken die Häuser skulpturenhaft. Um die beschriebene Wirkung zu erzielen verfolgten die Künstler einer Systematik in ihrer Fotografie. Sie fotografierten alle Häuser frontal aus der gleichen Perspektive und von einem leicht erhöhten Standpunkt. Als Zeitpunkt der Aufnahmen nutzten sie die Zeit zwischen spätem Herbst und Frühjahr, sodass eine neutrale Vegetation gegeben war. Wolkenverhangenes, weiches Sonnenlicht war die Grundlage für eine weiche Beleuchtung mit wenig Schatten, so konnten zudem die Oberflächenstrukturen der Häuser stark hervortreten. [5] Beim Betrachten des Werks fällt auf, dass abgesehen von den Häusern weder Menschen noch andere auffällige Objekte, wie zum Beispiel Autos, zu sehen sind, sodass der Fokus des Betrachters ausschließlich auf die Häuser gelenkt wird. Das Werk vereint somit zum einen die Visualisierung von kulturhistorischem Inhalt und zum anderen einen Fortschritt in der Anerkennung der Fotografie als Kunst.

Zitate von Bernd und Hilla Becher

„Als wir merkten, dass die Industriebauten verschwinden, haben wir sie mit dem Fotoapparat festgehalten. Es war wie eine Verpflichtung für uns.“[6]

"Wenn man etwas frontal fotografiert, schafft man damit die größtmögliche Präsenz, und die Gefahr, dass man subjektiv ist, ist so am geringsten. Wir brauchen Klarheit, keine Sentimentalität."[7]

Literatur

Kommentiertes Linkverzeichnis

Quellen