1944 Weegee

Aus Fotozitate
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1944 Weegee Zitat und Originalbild.PNG
Ein Projekt von Prof. Dr. Dr. Alexander Moutchnik, Hochschule RheinMain, Wiesbaden

Fotozitat

#klausur | #prüfungsstress | #konzentration | #hochschulerheinmain | #hsrm | #projekt | #fotozitate

Auf dem Fotozitat werden Studenten der Hochschule RheinMain während der Klausur abgelichtet. Sie sind in der Lösung von Aufgaben vertieft und merken ihre Umgebung nicht mehr, indem sie sich hinter ihren Klausuren-Blättern vor einem Beobachter verbergen. Der Bezug zum Originalbild wird auch durch die Körperhaltung und Anordnung der beiden abgebildeten Personen hergestellt. Die Studenten sitzen sich frontal gegenüber, die rechte Person mit einem runden Rücken. Beide verdecken, wie im Original, ihr Gesicht. In diesem Fall allerdings nicht mit einem Zylinder, sondern mit den Klausurunterlagen. Der Bezug zur Hochschule RheinMain wird hauptsächlich durch das auf den Unterlagen abgebildeten Logo hergestellt.

Fotozitate-Storytelling

Originalfoto

#weegee | #paddywagon | #offenders | #schwarzweiß

Besitznachweise

  • Artsy, Brooklyn, Weegee – “In The Paddy Wagon”, 27.9 × 35.6 cm [1]

Beschreibung

Das Bild zeigt einen Schnappschuss durch die offenen Türen eines Polizeiwagens, in welchem sich zwei Männer mit dunklen Anzügen gegenübersitzen und ihr Gesicht mit einem Hut verdecken. Da das Bild in einem Polizeiwagen geschossen wurde ist daraus zu schließen, dass es sich bei den beiden gezeigten Personen um Gefangene handelt. Im Hintergrund des Bildes ist ein schwarzer Reifen, angelehnt an die Wand des Polizeiwagens zu sehen.

Fotograf

Arthur „Weegee“ Fellig, 1899 geboren als Ascher Fellig, war ein amerikanischer Fotograf. Im Alter von 14 Jahren begann Arthur Fellig als Straßenfotograf zu arbeiten um seine Familie zu unterstützen. Mit 18 Jahren zog er aus dem Elternhaus aus und übernachtete in Bahnhöfen und Obdachlosenasylen, bis er schließlich einen Job als Passbildfotograf fand. 1935 versuchte er sich als selbstständiger Pressefotograf. Er spezialisierte sich auf Bilder zumeist nächtlicher Verkehrsunfälle, Brand-katastrophen und Gewalt. Ausgestattet mit Polizeifunk, war er oft noch vor den Einsatzkräften am Ort des Geschehens. Die Aufnahmen aus seiner 4×5″-Kamera wurden regelmäßig in allen großen Boulevardzeitungen veröffentlicht. Mit dem Ruf, immer der Erste an einem Tatort zu sein, entwickelte Felling seine eigene Mythologie, in welcher er behauptet, er hätte psychische Fähigkeiten Verbrechen hervorzusagen.[2] Deshalb betrachteten ihn Millionen von Zeitungslesern in New York als „Zaubermeister“. Dabei verglich man ihn mit der Faszination des als „Zauber-Brett“ angesehenen Ouija, das ebenfalls in diesen Jahren in großen Kreisen der US-amerikanischen Bevölkerung sehr en vogue war. Die beiden Wörter des Begriffs, der sich aus dem französischen „oui“ (es bedeutet „ja“) und dem deutschen „ja“ gebildet hatte, wurden im Slang „wee“ und „gee“ ausgesprochen. Nachdem Felling WEEGEE als Pseudonym für sich angenommen hatte, begann er bald, seine Fotos mit WEEGEE THE FAMOUS (Dt.: Weegee der Berühmte) zu signieren, was aufzeigt wie selbstbewusst der Fotograf selbst war. Sein Markenzeichen waren Fotos aus nächster Nähe, frontal und hart mit dem Blitz ausgeleuchtet. Zur Zeit seines Todes (1986) war Felling weitgehend vergessen. Mittlerweile gehören seine Bilder in Fachkreisen und auf Fotoausstellungen allerdings zum weltweiten Standard zumindest der 1930er und 1940er Jahre.[3]

Hintergrund und Entstehung

Das Bild mit dem Titel „In the Paddy Wagon“ wurde 1944 von Weegee aufgenommen. In der Fotografie sind zwei Männer, Charles Sodokoff (28) und Arthur Webber (32), in einem Gefangenentransport abgebildet. Beide wurden aufgrund einer Kneipenschlägerei verhaftet, bei welcher sie eine Bedienung niedergeschlagen haben. Die beiden Männer wollten unerkannt bleiben, weshalb sie sich ihren Hut vor das Gesicht hielten.[4] Die Fotografie wurde in der Zeitschrift „New York Daily“ veröffentlicht mit der Schlagzeile „In Top Hats – In Trouble.“ (Dt.: In Zylindern – In Schwierigkeiten).[5] Folgendes Zitat von Weegee erschien mit dem Bild in der New York Daily: „Jeden Morgen wird der nächtliche „Fang“ an verhafteten Personen von den verschiedenen Polizeistationen zum Polizeipräsidium von Manhatten gebracht, wo sie für ihre verschiedenen Verbrechen verwarnt werden… die, die ihre Gesichter verdecken sind die Hehler … Faginen und Juwelendiebe… die anfangen zu weinen und mich bitten, ihre Fotos nicht zu machen… ihre armen Mütter werden es in den Zeitungen sehen und es wird ihnen das Herz brechen… Daran hätten sie denken sollen bevor sie in die Verbrechensbranche gingen… ich missachte ihre Bitten und Krokodilstränen…"[6]

Analyse

Das Bild stellt eine Schwarz-Weiß-Fotografie dar. Die Fotografie wurde in einer dunklen Umgebung aufgenommen und mit einem hellen Blitz ausgeleuchtet. Im Gegensatz zu den meisten Fotos von Menschen verfolgt dieses Bild nicht die Drittel-Regel oder die „Rule of odds“. [7] Dadurch und daran, dass das Bild schief aufgenommen wurde ist zu erkennen, dass es sich um einen schnellen Schnappschuss gehandelt haben muss, bei welchem keine Regeln der Fotografie beachtet werden konnten. Die Stimmung des Bildes ist sehr ernst und traurig. Der dominierende Faktor dieser Fotografie ist der hohe Kontrast zwischen hell und dunkel.

Wirkung und Rezeption

alternative Beschreibung
© Prof. Dr. Dr. Alexander Moutchnik
Projekt "Fotozitate" (2021)

Das Bild wird mit bis zu 1.500€ gehandelt.[8] So beliebt wurden Weegees Werke vor allem dadurch, dass sie die ungeschönte Realität abbilden. Distanz gegenüber dem menschlichen Unglück kannte der Fotograf nicht. Er fotografierte die Menschen, wenn sie am verletzlichsten waren – oder wie er es nannte, wenn sie am menschlichsten waren. [Carrabine, 2011, 452-464.] Weegee war ein Beobachter und als dieser erkannte er den damals noch versteckten Exhibitionismus in der sich allmählich entfaltenden Ära der Massenmedien. Sein Blick durchdrang die sorgfältig gepflegte Oberfläche der Erscheinungen und offenbarte die krassen Widersprüche einer materialistisch gesonnenen Gesellschaft mit verlogener Moral. Seine Bilder besitzen einen unverhohlen sarkastischen Ton und streben eine Projektion an, die das Wirkliche wie ein Zerrspiegel bis zur Kenntlichkeit verfremdet.[9] Dadurch beeindruckte er Millionen von Zeitungslesern und auch heute noch viele Menschen.

Auktionspreise

  • 1.500€, 27.9 × 35.6 cm, artsy.net[10]
  • 1.278€, 27.9 x 35.6 cm, artspace.com[11]
  • 10.00 £, 594mm x 420mm, Amber Film & Photography Collective[12]

Zitate über das Originalfoto

„Wenn andere schliefen, ging er in New York auf die Jagd.“[13]


Zitate von Arthur "Weegee" Fellig

"Auf meinen Safaris und Vortragsreisen rund um die Welt wurde ich immer wieder nach dem Geheimnis meines Erfolgs gefragt. (Danke für das Kompliment.) Es ist ganz einfach. Ich bin einfach ich selbst gewesen. [...] Ich bin kein Teilzeit-Dilettant-Fotograf. Die Kamera ist die moderne Aladins Lampe. Sie hat mir all die Dinge gegeben, die ich mir gewünscht habe. On my safaris and lecture tours all over the world, people were always asking for the secret of my success. (Thanks for the compliment.) It's very simple. I've just been myself. [...] I'm no part-time dilettante photograph... The camera is the modern Aladdin's lamp. It has given me all the things I've wanted."[14]

“Mein Name ist Weegee. Ich bin der größte Fotograf der Welt... My name is Weegee. I’m the world’s greatest photographer....[15]

Literatur

  • Weegee by Weegee, 1961, An Autobiography, Arthur Fellig
  • Johnson, Brooks (1989): Photography speaks. 66 Photographers on Their Art, Aperture, The Chrysler Museum, Norfolk, Virginia, S. 62-63.
  • Carrabine, E. (2011). The iconography of punishment: Execution prints and the death penalty. The Howard Journal of Criminal Justice, 50(5), 452-464.
  • Stephan, P. (1999): Fotografie! Das 20. Jahrhundert. München: Prestel Verlag.

Videobeiträge auf YouTube

Kommentiertes Linkverzeichnis

Quellen