1926 Man Ray

Aus Fotozitate
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Ein Projekt von Prof. Dr. Dr. Alexander Moutchnik, Hochschule RheinMain, Wiesbaden
1926 Man Ray Zitat und Originalbild.PNG

Fotozitat

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Eine Studentin liegt mit ihrem Kopf auf einem Buch mit dem Foto „Noire et Blanche“ von Man Ray und erholt sich vor der Mensa auf dem Campus "Kurt-Schumacher-Ring" der Hochschule RheinMain in Wiesbaden. In ihrer linken Hand hält sie zwei Tassen der Hochschule RheinMain zusammen. Der Ausdruck in dem Gesicht der Studentin ist fernab von den Geschehnissen um sie herum, dies verdeutlicht auch der Kopfhörer in ihrem Ohr. Sie hört Musik.

Fotozitate-Storytelling

Originalfoto

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Besitznachweise

  • Christies, Wikimedia Commons [1]

Beschreibung

Die Fotografie „Noire et Blanche“ von Man Ray aus dem Jahr 1926 ist eine Schwarz-Weiß-Aufnahme und bildet die französische Kabarett-Sängerin Alice Prin, Künstlernamen Kiki de Montparnasse, neben einer Baulé-Maske aus der Elfenbeinküste ab. Sichtbar sind die nackte Schulter und das liegende Gesicht von Kiki. Besonders durch die grazilen Augenbrauen, die ovale Form des Gesichtes, den geschlossenen Augen und dem kleinen Mund von ihr, wird die Gemeinsamkeit zu der senkrecht platzierten afrikanischen Zeremoniemaske aus der Elfenbeinküste aufgezeigt. Ein eindrucksvoller Kontrast wird durch die Farben im Bild gebildet, da die Maske dunkel ist und das Gesicht Kikis im Gegensatz dazu sehr hell. Weitere zusammenspielende Unterschiede sind in der Fotografie bemerkbar, wie das weibliche Gesicht und die Maske, senkrecht und waagerecht, ein menschliches Wesen und ein Gegenstand, die Kontinente Afrika und Europa und durch die Schwarzweiß-Aufnahme die Farben.[2] Eine weitere Gemeinsamkeit liegt darin, dass in einem ruhigen und ausgeglichenen Zustand beide Gesichter fast identisch zueinander aussehen.[3]

Fotograf

Man Ray war der Künstlername von Emanuel Rabinovitch, der 1890 in Philadelphia, Pennsylvania, geboren wurde. 1897 zog er mit seiner Familie nach New York, wo er den größten Teil seiner Jugend verbracht und auch anfing zu zeichnen. Bei Alfred Stieglitz lernte er das Fotografieren und begann ab da an mit Kunst und Fotografie zu experimentieren. 1914 heiratete Ray die belgische Dichterin Adon Lacroix. Im Jahr 1921 lernte er Marcel Duchamp kennen, durch welchen er noch stärker in seiner Experimentalfreude beeinflusst wurde. Daraufhin trennte er sich von seiner Frau und zog nach Paris, wo er zahlreiche Liebschaften hatte. Sechs Jahre lang war Kiki Rays sein Modell, Muse und Liebhaberin, somit entstanden viele Aufnahmen von ihr. In Paris erfand er auch das Verfahren, welches von ihm „Rayographie“ benannt wurde. Ray war ein Multitalent und schloss sich den Surrealisten an.[4] In dieser Zeit schuf er seine berühmtesten fotografischen Werke, wie “Marquise Casati” (1922), “Le Violon d’Ingres” (1924), “Noire et Blanche” (1926) oder auch “A l’heure de l’observatoire – Les Amoureux” (1933). Seit 1940 wirkte Man Ray in den USA. Dort arbeitete er an Filmproduktionen, Kunstwerken und Fotografien mit und heiratete Juliet Browner, mit der er 1951 wieder nach Paris zurückzog. Am 18. November 1976 verstarb Ray in Paris und hinterließ über 4.000 Werke. Man Ray hat nicht nur einen entscheiden Einfluss auf die moderne Fotografie ausgeübt, sondern auch auf Film, Kunst und Malerei.[5]

Hintergrund und Entstehung

1926 vereinte Man Ray für die damalige Zeit zwei unbekannte Themengebiete in einer Fotografie miteinander. Das Bild "Noire et Blanche", welches zuerst zwei Jahre lang unter dem Namen „Visage de Nacre et Masque d’Ébène“ bekannt war und dann umbenannt wurde, stellt auf der einen Seite ein Kulturerbe und ein Symbol des afrikanischen Kontinents, auf der anderen Seite die Frau dar. Die Aufnahme erschien erstmals in dem Pariser Magazin "Vogue" als Illustration zum Artikel über „exotische Kulturen“.[6] Für Ray war es wichtig, dass er mit der Fotografie die Möglichkeit hatte, die Malerei und die Kunstgegenstände angebracht zu vervielfältigen. "Noire et Blanche" entstand in einem Studio, wobei der Hintergrund neutral gehalten war, damit das Bild seinen klassischen Schwarz-Weiß-Eindruck erhalten konnte. Kiki, welche hierfür Modell stand, lerne Man Ray im Jahre 1921 in Paris kennen. In einem Café fiel sie ihm auf, da sie sich verbal gegen einen Kellner wehrte, welcher sie wegen Nicht-Tragen eines Hutes rausschmeißen wollte. Ray war von ihrer Anmut und der Person Kiki so eingenommen, dass er sie im Café einlud, später wurde sie seine Geliebte und Muse. Bei der Aufnahme "Noire et Blanche" erkennt man neben Kikis blassen Teint ihre konturierten Lippen und ihr gegeltes, akkurat zurückgekämmtes, kurzes Haar.[7]

Analyse

Bei "Noire et Blanche" wird der Kontrast von Schwarz und Weiß durch das leblose Objekt und die schlafende Frau gezeigt. Zwischen den zahlreichen entstandenen Bildnissen und Aktaufnahmen von Kiki, ist "Noire et Blanche" das wohl Bekannteste. Zwar soll die Aufnahme die Gleichheit der Kulturen aufzeigen, jedoch vermag der Negativdruck dies unterstreichen. Zwischen Schwarz und Weiß, lebendem Modell und leblosem Gegenstand und europäischer und schwarzafrikanischer Kultur, werden die Gegensätze aufgezeigt und verdeutlicht. Bei "Noire et Blanche" hat Ray geschickt einen durchweg weiblichen Dialog, in hervorragender surrealistischer Tradition, welcher ein Geheimnis zu bewahren weiß, geschaffen.[8] Den Betrachtern der Fotografie wird eine geheimnisvolle und unbekannte Welt eröffnet, bestehend aus Abenteuer, Erotik und Exotik. Kiki und die Maske sind jedoch nur die objektiven Motive, für den Betrachter verbirgt sich hinter der Aufnahme die Ausgrenzung aus der geschlossenen Welt der Fotografie. Dies wird durch den undurchschaubaren Ausdruck der Maske und Kikis geschlossene Augen vermittelt, so wird der Betrachter zum Ausgeschlossenen und nicht die Frau oder die afrikanische Kultur. Die Fotografie spiegelt auch wiederum den Zeitgeist, der damals herrschte, wider. Das Thema „Exotismus“ anderer Kontinente, aber auch Frauen, welche als Subjekt und Werbeobjekt der Modebranche dienten, werden in der Aufnahme dargestellt und miteinander verbunden. "Noire et Blanche" zeigt die mächtige „Fashion“ auf und bedient sich dabei zwei Objekten, die in den Jahren „fashionable“ waren, nämlich Frauen und exotischen Kunstwerken.[9]

Wirkung und Rezeption

alternative Beschreibung
© Prof. Dr. Dr. Alexander Moutchnik
Projekt "Fotozitate" (2021)

"Noire et Blanche" von Man Ray ist eine der berühmtesten Fotografien von ihm und gehört zu den Büchern und Ausstellungen über Fotografien der 1920er Jahre. Im Jahr 1934 fand das Werk schon einen Platz in einem Katalog über Fotografien, 1992 war "Noire et Blanche" in Klaus Honnefs „Pantheon der Photographie im XX. Jahrhundert“ abgebildet und 1998 fand das Werk im Pariser Grand Palais einen Platz. Mitte bis Ende der 1990er Jahre kommt "Noire et Blanche" drei Mal bei Auktionen ins Spiel und sorgt so für Schlagzeilen.[10] Man Rays Fotografien sind heutzutage Klassiker der Moderne, jedoch waren sie bereits um das Jahr 1926 eine Besonderheit. Die Fotografien waren ihrer Zeit weit voraus und viele Betrachter sahen das Darstellungspotential, welches in den Fotografien geheimnisvoll eingebettet war, nicht. Dagegen waren einige Kunstkritiker empört und beschämt, da immer die Sinnlichkeit und Erotik der Frau in Mays Fotografien hervorstach.[11] Nach dem Tod von Man Ray 1976 blieben über 4.000 Werke in dem Besitz seiner Frau Juliet Browner. Diese gingen dann an den Bruder von ihr über, welcher heute die komplette Sammlung in den USA in zwölf großen Stahlkammern aufbewahrt. Nur wenige Fotografien werden der Öffentlichkeit präsentiert, denn eine Stiftung verwaltet noch bis 2046 die Sammlung und verfügt ebenfalls über die Rechte dieser.[12]

Auktionspreise

  • 2.688.750 EUR am 9. November 2017 bei Christie's [13]

Zitate über das Originalfoto

„Noire at Blanche (1926) ist eines der berühmtesten Bilder in der Geschichte der Fotografie, ein Meisterwerk des Spiels des Künstlers zwischen Bewusstsein und Unbewusstem. [...] In den Monaten vor dem Verkauf sah ich jedes Mal, wenn ich die Fotografie betrachtete, etwas Neues oder fand eine neue Interpretation. [...] Zur Ausführung dieses Noire-et-Blanche-Abzuges arbeitete Man Ray von vier verschiedenen Negativen, wobei er Retuschen vornahm und Details hinzufügte. Da dieses Werk Eindrücke von allen vier Negativen kombiniert, kann es als die "perfekteste" Interpretation von Man Rays Vision angesehen werden. (Noire at Blanche (1926) is one of the most celebrated images in the history of photography, a masterpiece of the artist’s play between consciousness and unconsciousness. [...] In the months leading up to the sale, each time I looked at the photograph I would see something new or find a fresh interpretation.[...] To execute this Noire et Blanche print, Man Ray worked from four different negatives, retouching and adding details. Because this work combines impressions from all four negatives, it can be considered the most “perfect” interpretation of Man Ray’s vision.) Elodie Morel, Head of Photography at Christie’s in Paris

"Am 9. November, als der Auktionator Phillippe Garner den Hammer auf € 2.688.750 (einschließlich Käuferaufschlag) herabdrückte, wurde Noire et Blanche zum teuersten klassischen Foto, das bei einer Auktion versteigert wurde; zum teuersten Foto, das in Frankreich verkauft wurde; und zum teuersten Foto von Man Ray, das bei einer Auktion versteigert wurde. (On 9 November, when auctioneer Phillippe Garner brought the gavel down at €2,688,750 (including buyer’s premium), Noire et Blanche became the most expensive classic photograph sold at auction; the most expensive photograph sold in France; and the most expensive photograph by Man Ray sold at auction.) [14]

„Poet der Dunkelkammer.“ Jean Cocteau[15]

Zitate von Man Ray

„Ich bin nicht sarkastisch, sondern meine es in aller Aufrichtigkeit, wenn ich sage, dass der Künstler, selbst wenn er einen anderen kopiert, unter der Illusion arbeitet, dass er einen Boden bedeckt, von dem er glaubt, dass ihn niemand vor ihm bedeckt hat. Er entdeckt dann notwendigerweise eine neue Schönheit, die zunächst einmal nur er selbst zu schätzen weiß. (I am not being sarcastic, but mean it in all sincerity, when I say that the Artist even when copying another, works under the illusion that he is covering ground which he imagines no one has covered before him. He is then necessarily discovering a new beauty which only he can appreciate, to begin with.) XXX[16]

„Natürlich gibt es immer welche die auf die Technik schauen und nach dem WIE fragen. Andere sind neugieriger und fragen nach dem WARUM. Persönlich habe ich immer Inspiration vor der Information bevorzugt.“

Literatur

Videobeiträge auf YouTube

Quellen