1914 Sander: Unterschied zwischen den Versionen

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Das Fotozitat zeigt drei Studentinnen der [http://hs-rm.de Hochschule RheinMain], wie sie auf Pfosten des Campus am [https://www.hs-rm.de/de/fachbereiche/sozialwesen/profil/campusplan-kurt-schumacher-ring Kurt-Schumacher-Ring] abgestützt, auf dem Weg zur Vorlesung sind. Ähnlich wie auf dem Original spiegeln sie die ahnungslose, selbstbewusste Stimmung der drei Modelle wider. Kurz danach werden sie in den Studentenalltag geschickt, indem auch mehr auf sie zukommt, als sie vielleicht ahnten. Die Stöcke werden durch die Pfosten neu interpretiert und stellen die Stütze der Studenten dar, während die Kleidung für heute ebenfalls alltagsüblich und zeitgemäß gewählt wurde. Den natürlichen Lebensraum, den Sander in seinen Fotografien abbildet, wird durch den Campus wiedergegeben, der ebenfalls den Bezug zu der Hochschule RheinMain herstellen soll.  
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Das Fotozitat zeigt drei Studentinnen der [http://hs-rm.de Hochschule RheinMain], wie sie auf Pfosten des Campus am [https://www.hs-rm.de/de/fachbereiche/sozialwesen/profil/campusplan-kurt-schumacher-ring Kurt-Schumacher-Ring] abgestützt, auf dem Weg zur Vorlesung sind. Ähnlich wie auf dem Original spiegeln sie die selbstbewusste Stimmung der drei Modelle wider. Die Stöcke werden durch die Pfosten neu interpretiert und stellen die Stütze der Studenten dar, während die Kleidung für heute ebenfalls alltagsüblich und zeitgemäß gewählt wurde. Den natürlichen Lebensraum, den Sander in seinen Fotografien abbildet, wird durch den Campus der Hochschule RheinMain wiedergegeben.  
 
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Aktuelle Version vom 11. Juni 2021, 08:52 Uhr



Ein Projekt von Prof. Dr. Dr. Alexander Moutchnik, Hochschule RheinMain, Wiesbaden
1914 Sander Zitat und Originalbild.PNG

Fotozitat

#studium | #campus | #sommersemester | #hochschulerheinmain | #hsrm | #projekt | #fotozitate

Das Fotozitat zeigt drei Studentinnen der Hochschule RheinMain, wie sie auf Pfosten des Campus am Kurt-Schumacher-Ring abgestützt, auf dem Weg zur Vorlesung sind. Ähnlich wie auf dem Original spiegeln sie die selbstbewusste Stimmung der drei Modelle wider. Die Stöcke werden durch die Pfosten neu interpretiert und stellen die Stütze der Studenten dar, während die Kleidung für heute ebenfalls alltagsüblich und zeitgemäß gewählt wurde. Den natürlichen Lebensraum, den Sander in seinen Fotografien abbildet, wird durch den Campus der Hochschule RheinMain wiedergegeben.

Fotozitate-Storytelling

Originalfoto

#sander | #jungemänner | #gehstöcke | #schwarzweißfotografie

Besitznachweise

  • Die Photografische Sammlung/SK Stiftung Kultur – August Sander Archiv, Köln; VG BILD-KUNST, Bonn, 2014[1]
  • August Sander: «Antlitz der Zeit. Sechzig Aufnahmen deutscher Menschen des 20. Jahrhunderts», Transmare Verlag, 1929 [2]
  • Köln, Museum Ludwig, Photographische Sammlung, Inventar-Nr. ML/F 1977/0705 [3]
  • Abgedruckt u.a. in Stepan, P. (2005): Icons of Photography. The 20th century. Prestel Verlag, München, S. 21.

Beschreibung

"Jungbauern" ist eine Schwarz-Weiß-Fotografie im deutschen Westerwald kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Erstmals wurde sie 1929 in Sanders Porträtsammlung "Antlitz der Zeit" publiziert. Heute zählt die Fotografie zu den berühmtesten, wenn nicht sogar als das berühmteste, seiner Fotografien.[4] Das Bild symbolisiert die Stimmung in Deutschland am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Die drei gut gekleideten Männer scheinen nur kurz zu stehen, sie sind zurecht gemacht unterwegs.[5] Das Symbol der Bauern wählte er, weil er sie als das „allgemein Menschliche“ ansah, was auf seine ländliche Herkunft zurückzuführen ist.[6]

Fotograf

Der Fotograf der Jungbauern, August Sander, wurde am 17. November 1876 in Herdorf geboren, wo er mit sieben Geschwistern aufwuchs. Bevor er sich der Fotografe widmete, arbeitete er als Haldenjunge in einer Erzgrube und nahm den Militärdienst wahr. Danach machte er eine Fotografie-Ausbildung und begann sich um die Zeit des Ersten Weltkrieges seinem Lebenswerk "Menschen des 20. Jahrhunderts" zuzuwenden. August Sander verstarb am 20. April 1964 in Köln. [7] Sander galt als einer der wichtigsten und für die Porträtgeschichte einflussreichsten Fotografen des 20. Jahrhunderts. Seine Bilder sind vornehmlich der dokumentarisch sachlich-konzeptuellen Fotographie zuzuordnen. Als Auftragsfotograf lichtete er Menschen in ihrem natürlichen Umfeld ab. Deutschland befand sich zu seiner Zeit in mehreren Umbrüchen, geprägt durch die Weimarer Republik, welche das Deutsche Kaiserreich ablöste, und zwei Weltkriege. Von 1914 bis 1918 leistete Sander selbst Kriegsdienst.[8] Durch das sachlich-konzeptionelle Ablichten der Persönlichkeiten brachte Sander die wahren Zustände und Gefühle des 20. Jahrhunderts auf seine Fotografien. 1910 eröffnete er sein Atelier in Köln-Lindenthal, wo er begann an seinem Lebenswerk "Menschen des 20. Jahrhunderts" zu arbeiten, welches 1980 veröffentlicht wurde.[9] Sander hatte es sich mit diesem Werk zur Aufgabe gemacht, die Charakteristika verschiedener gesellschaftlicher Gruppen und Schichten zu erforschen und dabei das Wesen des Menschen selbst zu reflektieren.[10] Er systematisierte und typologisierte die Modelle nach unterschiedlichen Gruppen.[11] Sein Werk plante er mit 500-600 Bildern, jedoch blieb es unvollendet.[12]

Hintergrund und Entstehung

Die Fotografie entstand im Sinne seines Werks "Menschen des 20. Jahrhunderts" am Vorabend des Ersten Weltkriegs, Juli 1914, im Westerwald, und blieb zu seinen Lebzeiten unveröffentlicht.[13] Auch die Namen der Modelle behielt Sander bis zu seinem Tode für sich. Jedoch waren ihm die drei Männer wohl bekannt, da sie ebenfalls aus dem Westerwald kamen.[14] Die Jungbauern sind seiner Stammmappe, die sich in 7 Gruppen unterteilt, der ersten Gruppe „Der Bauer“ zugeteilt. In der ersten Gruppe ist die Fotografie das erste Bild und stellt somit den Beginn seiner Sammelmappe und seines Lebenswerks dar.[15] Das Original Negativformat trug die Nummer 2648 und die Maße 12x16,5 cm. Auf dem Negativ war handschriftlich „12 Karten“ vermerkt, was auf Abzüge im konfektionierten Cabinetformat 10x15cm hinweist. Untypisch für Sander, gab er zu den Jungbauern weitere „…Hinweise zur Kameratechnik und Chemie […] [, wie] Ernemann Reisekamera 13/18 […] [,] Eingebauter Lucverschluss – Zeitbelichtung kleine Blende- Objektive: Dagor, Heliar, Tessar, alte Linsen – Westendorf-Wehner Platten- Entwicklung Metol-Hydrochinon oder Pyro-Tageslicht“. Die Fotografie der Jungbauern wird heute als sein bekanntestes und am meisten reproduziertes Werk angesehen.[16]

Analyse

Die Kraft der Fotografie ist auf das Aufnahmedatum zurückzuführen, da sie am Vorabend des Ersten Weltkriegs entstand und die drei Porträtierten nur wenig später selbst zum Krieg eingezogen wurden, wo einer von ihnen kurz darauf verstarb. Die drei Männer befanden sich eigentlich auf dem Weg zu einer Tanzveranstaltung, als Sander ihnen begegnete und sie spontan darum bat, sie abzulichten.[17] Auf der Fotografie wirken sie noch sehr selbstbewusst. Dass die Männer in einer Reihe stehen, lässt den Moment der Aufnahme fiktiv wirken. [18] Die adrette Kleidung auf dem schlammigen Feldweg wirkt auf den ersten Blick seltsam.[19] Die moderne Kleidung und die Zigaretten deuten auf die Veränderungen dieser Zeit hin und verbildlichen den Übergang von der alten zur neuen Lebensweise.[20]

Wirkung und Rezeption

alternative Beschreibung
© Prof. Dr. Dr. Alexander Moutchnik
Projekt "Fotozitate" (2021)

Die Fotografie erzielte durch ihre Wirkung und die Geschichte dahinter bei einer Auktion aus 2013 12.500$, obwohl sie zuvor auf einen Wert von nur ca. 5.000-7.000$ geschätzt wurde.[21] Und auch neu interpretierte Fotografien der Jungbauern erzielten auf Aktionen ein Mehrfaches ihres Schätzpreises. So erhielt eine weitere Schwarz-Weiß-Fotografie Sanders, ebenfalls unter dem Titel "Jungbauern" aus dem Jahre 1926, Preise im vierstelligen Bereich.[22] Außerdem wurde der Autor Richard Powers durch das Werk zu seinem Roman Drei Bauern auf dem Weg zum Tanz inspiriert.

Auktionspreise

  • 12.500$ am 30. September 2013 bei Phillips (42,5 x 31,1 cm) [23]
  • 2.400€ am 27. Mai 2009 bei Lempertz (21 x 28,9 cm) [24]

Zitate über das Originalfoto

„…jede der in [sein] Werk einbezogenen Photographien verweist in eigener Art und Weise beispielhaft auf soziale, wirtschaftliche, politische oder allgemein kulturelle Zusammenhänge…“. „Mit großer Unvoreingenommenheit versuchte er aus dem privaten und beruflichen Alltag heraus jedem Menschen ein Forum zu geben…“[25]

Zitate von August Sander

„…Ernemann Reisekamera 13/18 […] [,] Eingebauter Lucverschluss – Zeitbelichtung kleine Blende- Objektive: Dagor, Heliar, Tessar, alte Linsen – Westendorf-Wehner Platten- Entwicklung Metol-Hydrochinon oder Pyro-Tageslicht.“ August Sander[26]

„Oft werde ich gefragt, wie ich auf die Idee gekommen bin, dieses Werk zu schaffen: Sehen, Beobachten und Denken - und die Frage ist beantwortet. Nichts erschien mir geeigneter, als mit Hilfe der Fotografie ein Bild unserer Zeit in absoluter Naturtreue zu projizieren. [...] Nichts ist für mich hasserfüllter als eine mit Spielereien, Posen und falschen Effekten überzogene Fotografie. Lassen Sie mich deshalb in aller Ehrlichkeit die Wahrheit über unser Zeitalter und die Menschen unserer Zeit sagen." "People often ask me how I came upon the idea of creating this work: seeing, observing, and thinking - and the question is answered. Nothing seemed to me more appropriate than to project an image of our time with absolute fidelity to nature by means of photography. [...] Nothing is more hateful to me than photography suger-coated with gimmicks, poses, and false effects. Therefore, let me speak the truth in all honesty about our age and the people of our age." August Sander[27]

„In der Fotografie gibt es keine Schatten, die nicht beleuchtet werden können."

Literatur

  • Baatz, W; Photographie Louis Daguere bis Nobujoshi Araki, Gerstenberg Verlag.
  • Die Photographie Sammlung/ SK Stiftung Kultur (2010), Menschen des 20. Jahrhunderts, Schirmer/ Mosel.
  • Hacking, J; Fotografie die ganze Geschichte, DUMONT.
  • Johnson, Brooks (1989): Photography speaks. 66 Photographers on Their Art, Aperture, The Chrysler Museum, Norfolk, Virginia, S. 56-57.
  • Koetzle, H.-M. (2002), Photo Icons- Die Geschichte hinter den Bildern 1827-1926, TASCHEN.
  • Loewe, P. (2017), Meisterklasse Fotografie, Prestel.
  • Mißelbeck, R. (2008), Photographie des 20. Jahrhunderts Museum Ludwig Köln, TASCHEN.
  • Stepan, P. (2005): Icons of Photography. The 20th century. Prestel Verlag, München, S. 21.

Videobeiträge aus YouTube

Quellen

  1. https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/der-1-weltkrieg/wer-waren-die-jungbauern-von-august-sander
  2. https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/der-1-weltkrieg/auf-in-den-krieg-die-fotoikone-jungbauern-von-august-sander
  3. https://www.bildindex.de/document/obj05112744
  4. Loewe, P. (2017), Meisterklasse Fotografie, Prestel
  5. https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/der-1-weltkrieg/auf-in-den-krieg-die-fotoikone-jungbauern-von-august-sander „Fotoikone Jungbauern von August Sander“
  6. Die Photographie Sammlung/ SK Stiftung Kultur, Menschen des 20. Jahrhunderts
  7. Die Photographie Sammlung/ SK Stiftung Kultur, Menschen des 20. Jahrhunderts
  8. Baatz, W; Photographie Louis Daguere bis Nobujoshi Araki, Gerstenberg Verlag
  9. Mißelbeck, R. (2008), Photographie des 20. Jahrhunderts Museum Ludwig Köln, TASCHEN
  10. Die Photographie Sammlung/ SK Stiftung Kultur, Menschen des 20. Jahrhunderts
  11. Koetzle, H.-M. (2002), Photo Icons - Die Geschichte hinter den Bildern 1827-1926, TASCHEN
  12. Hacking, J; Fotografie die ganze Geschichte, DUMONT
  13. https://www.mkg-hamburg.de/de/sammlung/sammlungen/fotografie-und-neue-medien/jungbauern-aus-dem-projekt-menschen-des-20-jahrhunderts.html „Jungbauern aus dem Projekt Menschen des 20. Jahrhunderts“]
  14. Loewe, P. (2017), Meisterklasse Fotografie, Prestel
  15. Die Photographie Sammlung/ SK Stiftung Kultur, Menschen des 20. Jahrhunderts
  16. Koetzle, H.-M. (2002), Photo Icons- Die Geschichte hinter den Bildern 1827-1926, TASCHEN
  17. Loewe, P. (2017), Meisterklasse Fotografie, Prestel
  18. https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/der-1-weltkrieg/auf-in-den-krieg-die-fotoikone-jungbauern-von-august-sander Auf in den Krieg, die Fotoikone Jungabuern von August Sander
  19. Loewe, P. (2017), Meisterklasse Fotografie, Prestel
  20. Hacking, J; Fotografie die ganze Geschichte, DUMONT
  21. https://www.phillips.com/detail/august-sander/NY040313/142?fromSearch=jungbauern&searchPage=1 „Auktion Jungbauern“
  22. https://www.lempertz.com/de/kataloge/lot/941-1/30-august-sander.html
  23. https://www.phillips.com/detail/august-sander/NY040313/142?fromSearch=jungbauern&searchPage=1
  24. https://www.lempertz.com/de/kataloge/lot/941-1/30-august-sander.html
  25. Die Photographie Sammlung/ SK Stiftung Kultur (2010), Menschen des 20. Jahrhunderts, Schirmer/ Mosel, Reinhold Misselbeck, in: Stepan, P. (2005): Icons of Photography. The 20th century. Prestel Verlag, München, S. 20.
  26. Koetzle, H.-M. (2002), Photo Icons- Die Geschichte hinter den Bildern 1827-1926, TASCHEN
  27. Johnson, Brooks (1989): Photography speaks. 66 Photographers on Their Art, Aperture, The Chrysler Museum, Norfolk, Virginia, S. 50.